Lions Club Bottwartal: Erstmals Frau an der Spitze

LC Bottwartal | 13. Juni 2024 | Petra Mostbacher-Dix
Gesundheit, Bildung, Soziales, Umwelt – der Lions Club Bottwartal tut auf vielen Gebieten Gutes und unterstützt Projekte, regional und international. Ab 1. Juli wird er erstmals zwölf Monate von einer Präsidentin geführt: Simone Hersacher-Fröscher.
| Stuttgarter Nachrichten

 „ Frauen, die was bewegen. Frauen, die führen und Kinder haben. Frauen, die sich von Schicksalsschlägen nicht unterkriegen ließen und erfolgreich waren.“ Mitreißend erzählt Simone Hersacher-Fröscher, welchen Schwerpunkt sie setzt, wenn sie am 1. Juli 2024 die Präsidentschaft im Lions Club Bottwartal von Philipp Maier-Schwarzkopf übernimmt. Als erste Frau wird die Betriebswirtin dann zwölf Monate den Club führen.

Im Co-Working-Space des Büromöbelunternehmens Fröscher sitzen auch zwei, die im Rotationssystem schon an der Spitze waren. Joachim Schmutz, Pressesprecher einer Bank, ist für die Öffentlichkeitsarbeit im Lions Club zuständig, Harald von Hinüber, Jahrzehnte in führenden Positionen der Papierbranche,ist zurzeit Stellvertrender Vorstand des Fördervereins des Lions Club Bottwartal.

Beide sind seit rund 20 Jahren bei den Bottwartaler Lions, die aktuell 40 Mitglieder zählen. „Im sozialen Engagement will ich einen Teil des Glücks weitergeben an Menschen, die nicht so viel Glück hatten“, sagt von Hinüber. Schmutz nickt. „In einem Netzwerk kann man viel mehr erreichen.“ Das unterstreicht die angehende Präsidentin. Die Mitglieder kämen aus verschiedensten Bereichen – Jura, Medizin, Theologie, Handwerk und mehr. So fänden sich unterschiedlichste Ideen. „Die Vielfalt macht es aus, da herrscht eine tolle Energie! Man lernt Neues, Unterstützenswertes kennen.“

Das Motto der Lions lautet „We Serve: Gemeinsam Gutes Tun“, in der Nachbarschaft und weltweit. „Genau das wollte ich“, so die gebürtige Aalenerin. 2002 trat sie dem Club Ostalb-Ipf bei, vor vier Jahren wechselte sie nach Bottwartal. Da lebte sie längst in Steinheim an der Murr – und zur Ostalb ist es ein Stück. Denn alle 14 Tage donnerstags trifft sich der Club. Nicht nur zum Austausch auch zu Vorträgen über gesellschaftlich relevante Themen. „Dann wird lebhaft diskutiert über Dinge, mit denen man sonst vielleicht nie zu tun hätte, erhält neue Perspektiven“, schildert von Hinüber. Auch was gefördert wird, kommt auf den Tisch. „Vereine, Schulen, Institutionen schreiben uns an, auch die Mitglieder schlagen vor.“ Etwa zehn Prozent der Projekte seien international, 90 Prozent regional. „Wir wollen vor Ort unmittelbar helfen, etwas bewirken“, sagt Hersacher-Fröscher. Und Schmutz ergänzt: „Zielgerichtet und nachhaltig, nicht nach dem Gießkannenprinzip. Ein Teil des Etats fließt in Soziales, Jugend- und Altenhilfe, ein Teil in Umwelt und Ökologie.“

Von Hinüber nennt Beispiele, die Marbacher Tafel und das Tafelmobil im Bottwartal etwa, wo Menschen mit geringem Einkommen Lebensmittel zu deutlich verringerten Preisen kaufen können. „Seit vielen Jahren unterstützen wir sie – und auch das mobile Hospiz.“ Die Ausbildung der Engagierten werde mitfinanziert, die Schwerkranke, Sterbende und Angehörige zuhause oder im Heim begleiten. Seit 16 Jahren werden zudem die Lichtenbergschule in Oberstenfeld und Wunnensteinschule in Großbottwar gefördert innerhalb der „Klasse2000“, Deutschlands größtem Unterrichtsprogramm zu Gesundheitsförderung, Sucht- und Gewaltvorbeugung an Grundschulen.

„Wir betreiben außerdem seit 25 Jahren nachhaltigen Umweltschutz, waren der erste Lions Club in Deutschland mit der Idee für ein grünes Band“, sagt Harald von Hinüber. Gepflanzt wurden Bäume und Sträucher quer durchs Bottwartal, Alleen entstanden und ein Fahrradwegenetz durch die „Naturerlebniswelten“, wie die Schäferwiesen bei Großbottwar, die eine Aussichtsplattform erhielt. Angepackt wird auch, die Mitglieder holzen aus – angeleitet von Experten.

International engagieren sie sich unter anderem für sauberes Wasser in Afrika, für das Installieren von Wasseraufbereitungsanlagen. „Und wir fördern dort Projekte, um das Augenlicht von Menschen zu retten, wie ‚Lichtblicke für Kinder’“, so Schmutz. Finanziert werden OPs, Personal, Rehabilitation, Bau von Augenkliniken und inklusive Bildungseinrichtungen. Verdreifacht wird der Lions-Betrag beim „RTL-Spendenmarathon“: Bis maximal 500 000 Euro geben die „Stiftung RTL – Wir helfen Kindern“ und das Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) den gleichen Betrag dazu.

All das möglich wird dank Mitgliederbeiträgen, Spenden und einem Geburtstagskind: Seit 15 Jahren geben die Lions einen höchst begehrten Adventskalender für fünf Euro heraus, der lange Wartelisten in den Läden verursacht. „Der Jubiläumskalender hat statt 5000 eine Auflage von 6000“, sagt Fröscher. „Wer ihn erwirbt, tut nicht nur Gutes, sondern kann auch gewinnen.“ Hinter jedem Türchen sind – gestiftete – Preise versteckt. „Was an Einnahmen übrig bleibt, geht zu 100 Prozent an Projekte“, so von Hinüber. Er verweist auf ein weiteres Jubiläum, 2025 jährt sich die Freundschaft zum Jumelage-Club LC Strasbourg-Kochersberg zum 30. Mal.

„In diesen politisch aufgewühlten Zeiten ist der internationale Austausch umso wichtiger“, sagt Schmutz. „Die Probleme sind überall ähnlich.“ Das habe sich auch gezeigt, als im August 2023 die Patti Hill, Weltpräsidentin von Lions Clubs International, aus Edmonton zu Besuch kam. „Spannend, wie in Kanada Projekte umgesetzt werden, wir lernen voneinander“, so Simone Hersacher-Fröscher. „Nachhaltigkeit bedeutet auch, die Dinge von der Zukunft aus anzuschauen.“